Report

Stehplätze für die Green Brigade

Der FC Glasgow Celtic hat angekündigt, das der Verein im Celtic Park-Stadion Stehplätze wiedereinführen wird. Nach Gesprächen mit Behörden, Fangruppen und Stadtverwaltung wird das oft besprochene „Safe Standing“ ab der Saison 2016-17 eingesetzt. Im neuen Bereich, der eventuel noch vergrößert werden könnte, soll es anfänglich Platz für bis zu 2.600 „Hoops“-Anhänger geben. Damit wird Celtic zum ersten britischen Verein, der das Stehen bei Fußballspielen wieder erlauben wird.
Die meisten Plätze werden von den „Green Brigade“-Ultras besetzt, deren Gruppe seit Jahren um die Wiedereinführung von Stehplätzen sowie andere Fanrechte kämpft. Dank gut gepflegten Fanfreundschaften zum FC St. Pauli und anderen deutschen Vereinen lässt sich die „Green Brigade“ stark vom deutschen Model beeinflüssen. Der europäische Einfluss zeigt sich nicht nur in den Choreos und Aktionen der Green Brigade an Spieltagen, sondern auch in der Zusammenarbeit sowohl mit dem eigenen Verein als auch mit landesweiten Organisationen wie der Football Supporters Federation (FSF).
Vorstandsvorsitzender des schottischen Vereins Peter Lawwell bestätigte in einer offiziellen Stellungsnahme: „Sichere Stehplätze sind seit Jahren im europäischen Fußball üblich und es hat auch im Vereingten Königreich wesentliche Nachfrage nach dem sogennanten Safe Standing gegeben. Vor allem von unseren eigenen Supporters. Wir sind uns sicher, dass unsere Fans sich über den neuen Stehbereich freuen werden und wir freuen uns auf seine Wiedereinführung.“
Seit der Veröffentlichung des „Taylor Reports“ nach der Tragödie im Hillsborough-Stadion im Jahr 1989, bei der 96 Fans des FC Liverpool ums Leben kamen, durfen Fußballfans auf der Insel während des Spiels nicht mehr aufstehen. Vereine wurden dazu gezwungen, ihre Stadien in reine Sitzplatz-Arenen umzubauen.

Der Report sowie die damalige Regierung von Margaret Thatcher schuben die Schuld um die Tragödie auf stehende Fußballfans, die wegen den Stehtribünen randaliert haben sollen. Heutzutage ist es endlich bewiesen worden, dass die Tode von der Unfähigkeit der Polizei geursacht wurde und nicht von Stehtribünen.
Die alten Tribüne der 70. und 80. Jahre waren aber jedenfalls unsicher. In der Kampagne um die Wiedereinführung von Stehplätzen in britischen Stadien haben viele Gegner eine Rückkehr zu den gefährlichen Stehbereichen und Zäunen der Vergangenheit gesehen. Die Football Supporters Federation und die Safe Standing Campaign haben mit Fangruppen zusammengearbeitet, um der allgemeinen Öffentlichkeit klar zu machen, dass es nicht um eine Rückkehr zu zerbrochen „terraces“ geht sondern um einen sicheren, bewiesenen Stehplatzmodel.
Die Wiedereinführung von Stehbereichen im Celtic Park sei eine Investierung in Supporter-Sicherheit, so Herr Lawwell. „Überall auf der Welt stehen manche Fans im Stadion lieber auf. Das ist eine Realität, die wir akzeptieren und regeln müssen.“
Es stimmt doch, das ganze Blöcke von Fans in fast jedem britischen Stadion durch das Spiel nicht hinsetzen, vor allem Auswärtsfans. Ohne speziel geeignete Wellenbrecher und mit nur kleinen Plastiksitzen zwichen den Reihen entsteht eine wesentliche Verletzungsgefahr.
„Übrigens verstehen wir, dass Stehplätze eine positive Auswirkung auf die Stimmung im Stadion haben können“, gibt Peter Lawwell zu. Seit Jahren blicken britische Fußballfans zunehmend nach Deutschland, wo sie wissen, dass ihre europäische Gegenstücke viel weniger bezahlen und für tolle lautstarke Stimmung im Stadion sorgen. Sie wissen auch, dass die Fans um ihre Rechte kämpfen.
Im Durchschnitt ist der aktuelle Dauerkartenbesitzer in der der Premier League 41 Jahre alt. Mit der Wiedereinführung von Stehplätzen sehen viele eine Möglichkeit, Eintrittspreisen für jüngere Fans zu reduzieren und die nächste Generation von ihren Playstations und Fernsehen loszureißen und ins Stadion zu ziehen.
Außerdem gäbe es auch Vorteile für die Vereine, die nach einer Kapazitätserweiterung verlangen. In den alten, traditionellen Stadien des britischen Fußballs, wo Old Trafford, Anfield, Goodison Park und The Boleyn Ground von Reihenhäusern dicht umgeben sind, bieten Stehplätze die eine Marketingsmöglichkeit, mehr Fans ins Stadion zu ziehen. Jetzt hat Celtic den ersten Schritt gemacht.