Matchreport

RB – SK Rapid Wien

13.12.2015 (14.167 Zuschauer)

Mein letzter Stadionbesuch vor Ort datierte vor über einem Jahrzehnt. Damals standen sich mit der SV Austria Salzburg und dem SK Rapid aus Wien Hütteldorf zwei Traditionsvereine gegenüber, welche zu dem auf die Unterstützung ihrer jeweiligen Fanszene bauen konnten. Jahrelang galt dieses Duell auch als eines um die Vorherrschaft der besten Ultras des Landes. Die Geschichte in Hinblick auf die Übernahme eines Getränkekonzerns, welcher den Fußballsport primär dazu benutzt, seine Absatzzahlen zu steigern, ist genauso wie die Neugründung hinlänglich bekannt. Darum wieder retour ins Jahr 2015, wo knapp 1 ½ Monate vor diesem Spiel im ÖFB Cup (wie der Pokal in Österreich genannt wird) dieselbe traditionsreiche Begegnung zwischen Rapid und der Salzburger Austria gezogen wurde. Aufgrund des Stadionneubaus fand es im Exil der grün-weißen im Wiener Ernst-Happel-Stadion statt. Weniger als 10.000 Zuschauer hatten sich eingefunden, was die Motivation der beiden Kurven allerdings keineswegs schmälerte. Ganz im Gegenteil, sie wirkten sichtlich froh, sich nach so langer Zeit wieder messen zu können. Da der Verein zurzeit um seine Existenz kämpft, scheinen weitere Duelle mit dem aktuellen Erstligisten (2. Liga) abseits des Cups leider in sehr weite Ferne gerückt.

Aber genug der Vergangenheit. Für den letzten Spieltag der Herbstsaison, wählten die Ultras Rapid ein dem Tag angepasstes Motto – 1312. So war die Choreographie die vergrößerte Variante ihres ACAB Banners, welcher sie seit dem 20.03.2004 zu allen Pflicht- und vielen weiteren Spielen begleitet. Danach starteten sie angetrieben von zwei Vorsängern mit einem abwechslungsreichen Liederrepertoire, wobei sich das Lied: „….wir hassen alle Bullen, Schweine“ zum zweideutigen Hit entwickelte.

Dazu folgte der Einsatz von Doppelhaltern, Schwenkfahnen, in diversen Variationen, und immer wieder Pyro – wobei der Stadionsprecher mehrmals auf das Verbot verwies. Dass bei einem direkt vor den Stadiontoren abgehaltenen Perchtenlauf Bengalen Verwendung fanden, unterstrich mal wieder die Doppelmoral im Umgang mit Pyrotechnik.

Nach einer Spielzeit von 13:12 folgte ein UR Spruchband mit der Aufschrift: „A WENN DA WINTER OASCH IS, GSCHISSANA IS DA HERBST!“ Wobei die Buchstaben A, C, A und B speziell hervorgehoben wurden. Die Nachricht richtete sich gegen einen besonders repressiv agierenden SKB namens Herbst. Auch die SAF, eine 2012 gegründete Gruppierung, bediente sich der Buchstabenhervorhebung. Weiteres sprachen sie sich mit: „Pehlivan zum Rinderwahn!? Nein zur RB!“ gegen die Verpflichtung eines ehemaligen Rapid-Spielers aus. Die Lords zeigten auch immer wieder ein polizeikritisches Replikat als Schwenker. Das Original hatten die Bullen unter Gewaltanwendung, samt Pfeffersprayeinsatz, beim Spiel Rapid gegen RB am 24.11.2013 vorübergehend in ihren Besitz gebracht und wird von der Gruppe seither nicht mehr verwendet. Was neben einigen Verletzten auch noch ein gerichtliches Nachspiel für einen Ultrà nach sich zog, welches mit einem Freispruch endete.

Die 2. Halbzeit wurde mit einer gleichermaßen sehenswerten wie auch fetten Pyroshow eingeleitet. Wobei einige Teile in „old style“ Manier den Weg auf das Spielfeld fanden. Es sollte nicht der letzte Pyroeinsatz an diesem Nachmittag gewesen sein.

In der 75. Minute, pünktlich zum rhythmischen Einklatschen der „Rapid Viertelstunde“ wurde der Weststadion Banner präsentiert. Dieser wird seit Beginn der Frühjahrsaison 2015 bei jedem Spiel gezeigt. Damit bei der Öffnung des neuen Stadions im Sommer 2016 auch gar keine Zweifel aufkommen wie dieses zu heißen hat. Die Fanszene hat mit www.weststadion.at auch eine Infoseite online gestellt. Weitere Botschaften per Spruchband gab es von UR für den verstorbenen Nürnberger Rolf, Nachwuchs Gratulationen in griechischer Sprache und die Lords forderten die Freilassung von Suppe (UN).

Das Spiel verloren die Rapidler, doch die Auswärtsfans feierten ihr Team trotzdem. Die Titelchancen sind weiter intakt und das Sechzehntel Finale der Euroleague wurde erreicht, wo der nächste Gegner Valencia CF heißt – eine bisher recht erfolgreiche Saison für Rapid.